Clickertraining…

Freue mich, dass Sie Interesse haben, dieses Thema weiter zu vertiefen. Ich möchte gar nicht lange auf die Grundlage des Clickers eingehen, dies dürfe bekannt sein. Daher nur ganz kurz: Alle Lebewesen lassen sich „konditionieren“, d. h. sie reagieren auf einen gewissen Reiz, weil sie aus Erfahrung oder mittels Training (wie beim Clickern) gelernt haben, wenn das Geräusch ertönt, geschieht für mich etwas Tolles. Es gibt etwas Feines zu essen oder etwas Leckeres zu trinken. Ein gutes Beispiel ist das Zischen beim Öffnen einer Cola-Flasche. Vielen Menschen läuft bei dem Geräusch bereits das Wasser im Munde zusammen. Sie wissen aus Erfahrung, dass das leckere Gesöff beim Öffnen zischt und es danach sehr gut im Mund schmeckt, mit dem Ergebnis: ich fühle mich wohl, lecker, freu! Beim Clickern läuft es ähnlich.

Two dogs and cat stand on hind legsDas Clickern kommt ursprünglich aus dem Delphin-Training, hier wird mit einer Pfeife gearbeitet und ermöglicht so, das Einüben von Kunststücken mittels Fernsignal (Ton). Irgendwann tauchte es dann auch für das Training von unseren Haustieren auf. Zu Beginn wird das Tier mittels „Click“ auf den Laut konditioniert. Nach dem Ton erfolgt z. B. die Gabe eines Futterstückes, über kurz oder lang verknüpft Katzi den Laut mit der positiven Verbindung der Futtergabe oder einer anderen guten Erfahrung. Um den Ton neutral und frei von stimmlichen Emotionen zu halten, gibt es diverse Clicker-Gegenstände, welche mit unterschiedlichen Tönen ausgerüstet sind. Später wird dann die Gabe einer Belohnung reduziert und kann gesteuert bei neuen Übungen eingesetzt werden.

Doch zurück zur Frage, welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es? Es ist richtig, dass ein Training mit Clicker eine durchaus sinnvolle und erfüllende Beschäftigung für die Katze sein KANN. Doch wo bleibt die Möglichkeit der Freiwilligkeit für die Katze? Geht es nicht bereits in den Bereich einer gewissen Manipulation des Tieres?

Die Katze soll ein Verhalten zeigen, welches der Mensch vorgibt, welches AUS SEINER SICHT erwünscht ist, dieses wird mit Futter antrainiert. Der Reiz für die Katze ist somit sehr stark, denn: Fressen ist toll! Zumindest empfinden die meisten unserer Stubentiger das so.

Aus meiner Sicht besteht die Gefahr, dass Katzi Dinge umsetzt und zeigt, die sie OHNE das Clickern nie im Leben tun würde. Dies ist eine Form der Manipulation, da sie sich aufgrund ihrer Natur diesem starken Reiz der positiven Verbindung nicht entziehen kann. Eine Freiwilligkeit ist für die Katze nicht mehr gegeben, die Möglichkeit der freien Entscheidung wird überlagert/überstimmt von dem starken Reiz der positiven Belohnung. Nun gibt es Haustiger, die bereitwillig mitspielen und Beigebrachtes umsetzen und dies – möglicherweise – auch gerne tun, gerade auch wenn es Übungen sind, die zu ihnen passen, da die Tiere es vielleicht anbieten, weil sie z. B. gerne springen.

In der Tierhomöopathie kennen wir Konstitutionstypen, welche gerne etwas für andere, Freunde oder Sozialpartner machen. Doch was ist mit all den anderen Charakteren, welche es hassen, etwas zu tun, was andere von ihnen möchten? Sie werden entgegen ihrer Natur mit Übungen belastet, die sie, wie gesagt, ohne solches Training nicht machen würden.

Ferner ist es hoch kritisch, wenn auch „Verhaltensauffälligkeiten“ abtrainiert werden! Verhalten ist der natürliche Ausdruck der Katze. Wird nicht erkannt, was das innere Thema bei ihr ist und wird das Verhalten durch einen starken positiven Reiz abtrainiert, dann entwickelt sich über kurz oder lang ein weitaus kritischerer Ausdrucks-Kanal mit krankhaften Tendenzen der Psyche und der Physis.

Gerade Katzen sind von Natur aus freiheitsliebend und ich bin der Ansicht, dass wir ihnen die Möglichkeit der Freiwilligkeit lassen müssen, auch um Verhaltensauffälligkeiten oder gar ernsthafte Erkrankungen zu vermeiden. Das Zusammenleben mit uns Menschen fordert bereits einiges an Aufgabe ihrer persönlichen Lebensbedürfnisse und somit sollten wir sie so SEIN lassen, wie es ihrem Charakter entspricht, d. h. individuell und einzigartig. Und das heißt auch, sie nicht zu irgendetwas veranlassen durch Manipulation, d. h. durch etwas, dem sie auf keinen Fall widerstehen kann.

Und dabei gibt es diverse Möglichkeiten sich mit Katzi zu beschäftigen:

  • Spiel und Spaß, individuell abgestimmt: Der eine Stubentiger bevorzugt Schlangenspiel, die andere Katze geflügelte Objekt usw. Der Vorteil, auch hier stärkt sich das Selbstvertrauen der Katze, keine Manipulation, denn sie hat jederzeit die Möglichkeit, etwas anderes zu machen.
  • Futterspiele (erarbeiten der Futterration), eine ebenso intelligente Beschäftigung wie das Clickern
  • laden Sie Ihre Katze von Herzen ein, Übungen zu machen. Wenn sie möchte, wird sie dies tun und auch von Stuhl zu Stuhl springen :), manchmal reichen Handzeichen bereits aus, es hängt viel von Ihrer inneren Haltung ab, was die Katze tun wird.
  • in der Verhaltenstherapie gibt es unzählige Möglichkeiten, allesamt BESSER als ein „Abtrainieren“ mittels Clicker-Training. Auch hier wird mit dem Prinzip der Freiwilligkeit gearbeitet.

Das Clicker-Training kann für bestimmte Katzen durchaus eine gute und sinnvolle Beschäftigung sein, jedoch ist es nicht zwangsweise für jeden Typ geeignet. Es ist vermutlich so, dass es für Katzen generell schwierig wird, wenn es die Form einer Manipulation bekommt. Auch hier hängt wieder viel von der inneren Haltung und Intention des Menschen ab.

Letztendlich sollten wir genau hinsehen und mit unserer Katze in Verbindung gehen, um zu erkennen, was sie wirklich braucht – immer basierend auf Freiwilligkeit, sie sollte die Wahl haben.

Katzenpsychologen und Katzentrainer haben aus meiner Sicht die Verantwortung, über die Möglichkeiten ausreichend zu informieren und auch darauf hinzuweisen, dass Verhaltensauffälligkeiten nicht mittels Clickern abtrainiert werden.

…denn: Es gibt Nebenwirkungen und Risiken!