Unterwerfen Katzen sich? Haben Katzen eine Rangordnung?

Unterwerfen Katzen sich? Nein
Haben Katzen eine Rangordnung? Nein

Diese beiden wichtigen Informationen gleich zu Beginn des Artikels. Beginnen wir mit dem Thema Unterwerfen, zu der Rangordnung demnächst hier im Blog ein separater Artikel.

Wenn es bei mir in der Katzenpsychologie um aggressives Katzenverhalten zwischen den Tieren geht, beschreiben viele meiner Klienten, dass sich eine Katze bereits unterwirft und trotzdem der Stress zwischen den Tieren weitergeht. Ich frage dann immer genauer nach, mich interessiert insbesondere die Körperhaltung der Katzen. Es stellt sich dann heraus, dass die Stubentiger sich keineswegs „unterwerfen“ sondern in höchster Abwehrhaltung sind. Man kann sagen, dass sich Katzen grundsätzlich nicht unterwerfen, wie es klassischer Weise aus dem Bereich der Hundewelt bekannt ist.

Ich muss kurz auf das Hundeverhalten eingehen, um überhaupt den Begriff „Unterwerfung“ zu verdeutlichen. Unterschieden wird zwischen aktiver und passiver Unterwerfung. Beide gehören in den Bereich Kommunikation unter Tieren. Dazu möchte ich Informationen aus dem Buch „Hundepsychologie“ von Frau Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen verwenden: Die passive Unterwerfung zeigt sich in vielen unterschiedlichen Formen. Als Abschluss einer Auseinandersetzung zwischen zwei Rivalen kann ein demütiger Ausdruck des einen Tieres sein:
zumeist das typischen Liegen auf dem Rücken, es wird in der Haltung verharrt, Blickvermeidung, Kopf weggedreht, das Hundegesicht wird glatt und welpenhaft, wirkt somit hilflos, Pfoten eingeklappt. Das überlegene Tier hat volle Freiheit in seinem Tun.

Die aktive Unterwerfung ist ebenfalls ein wichtiges Ausdrucksverhalten des Hundes und dient der Verminderung von sozialer Distanz, es ist eine Art soziale Begrüßung.

Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter auf das komplexe Hundeverhalten eingehen, geht es doch hier primär um das Katzenverhalten. Sollten Sie sich dennoch ausführlicher für dieses spannende Thema interessieren, absolute Empfehlung:
„Hundepsychologie“ von Dr. D. U. Feddersen-Petersen. Kompetent, anerkannt und ohne blödsinnige Vermutungen ist es wissenschaftlich fundiert. Tolle aussagekräftige Bilder und alles verständlich beschrieben. Leider nicht so ganz günstig, jedoch seinen Preis wert.

Kommen wir zurück zum Katzentier, diese oben beschriebene Haltung werden Sie bei einer Katze nicht erleben. Wenn sie sich hinschmeißt, dann hat sie ihren Rivalen aber sowas von im Blick, weiß genau was läuft, die Pfoten sind ausgestreckt, Krallen ausgefahren, höchste Abwehrbereitschaft! Zu hören sind fauchen und spucken. Ihre Kehle wird sie schon mal gar nicht zeigen, kommt der Angreifer zu nahe, wird sie ihm richtig was auf die Mütze geben. Sie droht defensiv.

Höchste Abwehrhaltung - hier im Spiel Sabine Schroll, "Verhaltensmedizin bei der Katze", 2004, S. 37

Höchste Abwehrhaltung – hier im Spiel
Sabine Schroll, „Verhaltensmedizin bei der Katze“, 2004, S. 37

Wir sehen, man kann hier definitiv nicht von einer Unterwerfung sprechen, sondern eher vom Gegenteil.

Abschließen möchte ich mit einer Text-Passage aus dem Buch „Katzen eine Verhaltenskunde“ (von Paul Leyhausen, 1979, S. 161) in welchem er schreibt:
Aus allem sieht man, dass die Abwehrstellung keine Demutsgebärde in LORENZ‘ Sinne (…) ist. Sie bietet dem überlegenen Angreifer nicht das Angriffsziel, den Nacken, sondern sucht es zu schützen; sie hemmt auch nicht unbedingt den Angreifer, und der Angegriffene bleibt gegenüber weiteren Bedrohungen nicht passiv, sondern wehrt sich und geht u. U. zum Gegenangriff über. Den Angreifer hemmt nur die Entziehung des Angriffszieles und die mit der Fortsetzung des Angriffs verbundene Gefahr, die sich in der Abwehrhaltung ausdrückende Drohung, also genau das Gegenteil dessen, was die Wirkung einer echten Demutsgebärde ausmacht.“

Beim nächsten Mal gibt es Spannendes zu der Frage, wie Katzen ihre Situationen klären. Bleiben Sie dran!

7 Gedanken zu “Unterwerfen Katzen sich? Haben Katzen eine Rangordnung?

  1. Das ist ein schöner Artikel. Ich habe aber beobachtet, dass wenn jemand zwei Weibchen (Katzen) hält, dass immer eine davon der andrren Vortritt gibt und ihr auch ausweicht und oft ist dann ein Weibchenn gross und fett und das andere dünn und versteckt sich oder bei Freigängerinnen ist dieses dann oft ausser Haus. Lg, Vera

    • Hallo Vera,
      interessant. Gut, dass Bogenlaufen und Ausweichen dient der räumlichen Organisation, aber dass es auch aufgrund der Körpermasse dann unterschiedlich ist, ist mir neu. Vielleicht wirkt die größere/schwerere Katze dann präsenter. Es ist aber auch bekannt, dass kleine zierliche weibliche Katzen, große Kater in Schach halten 🙂 – individuelle Unterschiede. Es entscheidet das Tier, welches strategisch den besseren Platz hat, also an Durchgängen die Katze, die am Durchgang sitzt. Ist sie freundlich und signalisiert dies, so darf die andere passieren. Ist sie übel drauf und starrt, wird die andere nicht vorbeigehen.
      Liebe Grüße, Susanne

  2. Pingback: Rangordnung und Unterwerfung bei Katzen (Verhalten) » Tierischehelden

  3. bei mir ist es genau andersrum. 7jähriges,kräftiges,kastr. weibchen wird von 1jährigen unkastr. kater erschreckt und gescheucht. ich glaube,dass ein verhalten meinerseits die situationen begünstigt.das essen wird gerecht verteilt und es ist genug für beide da.
    aber auch beim spielen kann der kleine es nicht mit ansehen,wie die große sich vergnügt und verjagt sie.anfangs sah das recht spielerrisch aus,aber mittlerweile faucht und miaaaaut die große wenn sie gejagt wird.aber er tut ihr nichts an oder so.

    • Hallo liebe Kami-Katze,
      ja, so kann es natürlich auch laufen und das kommt in der Tat gar nicht so selten vor. Es liegt daran, dass die Kater forscher und draufgängerischer sind. Gemischte Katzengruppen mit Katern und Katzen sind oft schwierig, weil die weiblichen Tiere unter dem Verhalten der Kater oft leiden und sich zurückziehen. Beide Geschlechter haben andere Interessen! Es kommt leider immer wieder zu Problemen und die Katzen-Mädels ziehen sich dann zurück. Ich habe hier selber einen gemischten Haushalt und kann sagen, es ist nicht einfach zuweilen! Allerdings haben wir hier eine Chefin, die den Kater in die Schranken weist, wenn es zu wild wird. Wäre dem nicht so, wäre es deutlich schwieriger.
      Ich würde den Kater kastrieren lassen, allein schon um der Katze mehr Ruhe zu verschaffen und die Chance auf ein friedlicheres Mitteinander zu ermöglichen. Das Spiel- und Raufverhalten ist zwischen beiden Geschlechtern deutlich unterschiedlich.
      Liebe Grüße, Susanne

      • hi.danke für deine antwort.
        kastration ist für mich ein schwieriges thema,weil es quasi selbstverständlich ist und man als verantwortungsloser,gleichgültiger unmensch bezeichnet wird,aber ich denke,was gibt mir das recht,das zu bestimmen? weil das naturel der katze(was als störend und unvorteilhaft,beinahe als etwas schlechtes,böses betrachtet wird) nicht in das von uns menschen gemachte,erdachte bild passt,ist es schon sehr anmaßend darüber einfach zu entscheiden.auf augenhöhe befindet man sich da nicht.
        wir entscheiden über etwas, wörüber wir nur ein gefährliches halbwissen haben.
        wie die hormonumstellung-was passiert da genau(verkettung von reaktionen aufgrund der aktion)und welche seelischen,psychischen folgen können auftreten?wie erkennen,wie gegensteuern?ein tierarzt sagt einem so etwas nicht.man wird wohl eher abwertent belächelt werden,um vermutlich so die eigene unwissenheit zu kaschieren,wenn man danach fragt.
        ich weiß leider nicht,ob der kater auch so handelt,wenn ich nicht dabei bin?beide sind freigänger.
        der kater(im märz zugelaufen)kommt nicht rein,da ich zusätzliche konflikte vermeiden möchte.hab ihm unterm dach , vorm eingang ne holzbank hingestellt, mit lammfelldecken,karton mit akku-heizdecke,aussichtsplattform,beistelltisch mit kuschelhöhle drunter ausgestattet,damit er schlafen und sich aufwärmen kann.
        beide haben sich vom frühling bis anfang herbst super verstanden.lagen gemeinsam in der sonne,haben sich angegurrrrt,nasenknutscher gegeben.einfach harmonisch.
        es war auch die große katze,die ihn im schlepptau zu uns geführt hatte.er war abgemagert,dreckig,verklebt,verfloht und hatte 3 zecken.
        war total nervös,unruhig,ängstlich aber freundlich und redselig.
        ich vermute er ist eine wildgeborene katze,die in die welt hinauszog,um sich sein eigenes revier zu suchen.
        seit etwa anfang herbst,fing er dann an sie zu von hinten zu erschrecken.
        mir kommt eben der gedanke,vermutlich hat er sie als mögliche potenzielle sexpartnerin gesehen,aber im herbst gemerkt,dass da was nicht stimmt,weil sie nicht rollig wird.
        und somit keinen „nutzen“ mehr hat.
        so wird sie zum fressfeind und aus dem revier gemobbt..
        andererseits macht er das nur,wenn ich dabei bin.lass ich die große morgens raus und geh dann wieder rein,liegt er auf der bank und bleibt auch liegen. während sie spazieren geht.
        jedoch hat sie ihren radius schon eingeschränkt.
        aus meiner sicht ist positive an der situation,dass es keine anderen eindringlinge mehr gibt,weil der kleine alle vertreibt.und wenn es einer wagt,dann stehen sogar beide seite an seite.
        zur unterwerfung:
        ich habe beobachtet,dass sich katzen die kein stress wollen im revier einer anderen katze,den schwanz zwischen die beine klemmen,sich ganz flach machen und vorbei schleichen.
        bei zwei weibl.katzen,die eine unkastr,die andere kastr. steht die unkastr, im rang oben.
        die andere wird jedoch geduldet,weil sie bei der aufzucht der kitten aufpassen kann falls mami mal nicht da ist.das ist eine schöne geste der mami.denn so kommt auch die kastr.zu etwas mutterglück.und das ist das größte für katzen.wir hatten mal eine 17jahre alte mieze,der die zunge raus hing,weil die zähne fehlten.beide augen grauer star.aber sie bekam alle 1-2jahre babies(es wurden aber immer weniger)es waren zunehmend totgeburten darunter,aber um die lebenden hat sie sich rührend gekümmert bis sie flügge wurden und gingen.
        katzenpsychologie ist ein super spannendes thema.denn wenn man ihre konflikte(zb.ärger im revier)begreift,versteht man viele daraus resultierende verhaltensweisen,die auch zu organischen veränderungen führen können.
        im prinzip sind tierische verhaltensweisen,ein spiegel unserer eigenen verhaltensweisen.
        ich finde,dass katzenpsychologie,bzw tierpsychologie,zum studium des tierarztes gehören sollte.
        ciao-miau.

        • Hallo Kami-Katze,
          vielen Dank für Deinen sehr ausführlichen Beitrag. Ja, Kastration ist natürlich ein großes Thema. Ähnliche Gedanken hatte ich auch zu dem Thema, zumal als Tierhomöopathin der ganzheitliche Ansatz usw.. Sicherlich verändert es einiges bei unseren Katzen, ich bin dennoch für Kastration bei Katzen. Vlt. der Preis, den sie zahlen um mit uns zusammenzuleben. Ich habe selbst gesehen, wie meine Katzen drauf waren, als sie noch nicht kastriert waren, ebenso unser Kater. Ich kann sagen, unsere beiden Jungkatzen waren völlig neben der Spur. Unsere erwachsene Katze war zu Zeiten der Rolligkeit ebenfalls alles andere als entspannt. Wenn man das gesehen und erlebt hat, dann stellt sich aus meiner Sicht die Frage nicht mehr. Unkastrierte Katzen, die keine Jungen bekommen (sollen), das ist schon fast tierschutzrelevant. Unkastrierte Kater, die sich draußen rumschlagen, Katzen-Aids haben, Lebenserwartung um die Hälfte verkürzt, der pure Stress der Revierverteidigung bei der Anzahl an Katzen, die draußen unterwegs sind…
          Dauerrolligkeit, auch wenn man das erlebt hat, dann gibt es die Frage einer Kastration gar nicht mehr. Bei weiblichen Tieren die Zysten- und Gesäugeanfälligkeiten, Tumore. Das sind gesundheitliche Gründe, die zusätzlich für eine Kastration sprechen. Dazu gibt es ausreichend belegte Problematiken.
          Katzen vermehren sich, wir haben nicht das Umfeld dafür, dass jedes weibliche Tier, Junge bekommen sollte. Es gibt eine Katzenflut, unkontrollierte Vermehrung. All das zieht Probleme ohne Ende nach sich. Für mich ist es verantwortsvoll und auch ein bewusster Umgang mit unseren Tieren, diese Aspekte der Gesundheit und ihr Leben in einem bestimmten Umfeld zu sehen. Ich kann nicht sagen, dass meine Katzen in der Zeit der Rolligkeiten und teilweise Dauerrolligkeiten glücklich waren. Sie hatten aus meiner Sicht ganz einfach kein Leben mehr in dieser Zeit. Dafür haben sie jetzt ihr Leben, sie sind frei, toben draußen rum, es sind alle Freiheiten möglich. Zudem denke ich nicht, dass jede Katze unbedingt Junge haben möchte. Viele Tiere kommen ja zu uns als unsere Partnertiere und entscheiden sich freiwillig dafür, sie suchen sich uns aus. Und sie wissen auch sehr genau, dass sie dann ggf. keine Jungen bekommen – so ist dann der Deal. Sie haben dann andere Aufgaben. Man kann nicht sagen, dass der einzige Lebenssinn in Erhaltung der Art liegt.

          Ja, es macht Sinn, dass die TÄ sich mehr und intensiver mit den Verhaltensweisen und der Psyche von Tieren beschäftigen und lernen! Die Ausbildung zur Katzenpsychologin dauert 3 Jahre.

          Liebe Grüße, Susanne

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